Matthias Loibner - ein Meister auf der Drehleier Die Drehleier ist - nicht nur bei uns - ein eher seltenes Instrument, erfreut sich aber zunehmender Beliebtheit, ihr typisches Schnarren, die liegenbleibenden Begleittone und die darüber geführte Melodie verzaubern jeden, der einmal dieses Instrument zu hören bekommt. Seit Jahrhunderten hat sich an der Bauweise der Drehleier eigentlich nichts Wesentliches geändert. Sehr wohl aber am Schicksal dieses Instrumentes, das Könige ebenso beherrschten, wie Bettler und Vagabunden, das einmal hoch geschätzt und geehrt war, dann wieder sogar per Gesetz verboten wurde. Seltsam mag es dabei anmuten, daß eben ein solches Gesetz in Deutschland bis heute (wohl irrtümlich) noch nie aufgehoben wurde. Komponisten wie Vivaldi, Chedeville, Boismoitier, Haydn und Mozart schrieben zahlreiche Slücke für die Drehleier, die später aber, da das Instrument in Vergessenheit oder auch Verruf geraten war, auf andere Instrumente - meist Blockflöte oder auch Violine umgeschrieben wurden. Mit dem stets wachsenden Interesse für die alte Musik wurde auch die Drehleier für die Konzertsäle, Volksmusikgruppen und andere ihr offenstehenden Möglichkeiten wiederentdeckt. Einer, der nunmehr seit rund vier Jahren sein Herz und seine Seele ebenfalls diesem Instrument verschrieben hat, ist Matthias Loibner. Seine musikalische Laufbahn ist rasch skizziert: Klavierunterricht an der Musikschule Ligist, später studierte er einige Semester an der Musikhochschule in Graz und besucht derzeit die Instrumentenbauerschule in Hallstatt. Auf seinem Hauptinstrument, der Drehleier, ist er aber Autodidakt, da es hiefür an keiner Hochschule oder anderen Institution einen Lehrer gibt. So war der Weg, den er ging, ein absolut eigener, der auch eine freie musikalische Entwicklung garantierte, ohne daß deshalb Ernsthaftigkeit - auch der Musikgeschichte gegenüber - und redliches Bemühen zu leiden gehabt hätten. Bald schon verband er sich mit verschiedenen Gruppen, wo er neben Drehleier auch Gitarre spielte, und reiste teils mit diesen, teils allein musizierend durch zahlreiche Länder: Frankreich, Deutschland, Italien, Ungarn und natürlich vor allem auch durch Österreich. In nächster Zeit werden zu diesen Ländern dann auch noch Belgien und England kommen. Im Juli dieses Jahres reiste Matthias Loibner nach Saint-Chartier, einem Ort im Herzen Frankreichs, wo sich alljährlich tausende (!) einfinden, um sich der Drehleier und dem Dudelsack, und denen mit diesem gemeinsam musizierenden Instrumenten zu widmen. So kommen Instrumentenbauer aus den verschiedensten Ländern Europas zu diesem Festival, zahlreiche Musikgruppen von Rußland bis Irland und natürlich viele Freunde alter Musik. Auch einen internationalen Wettbewerb gibt es im Rahmen dieses Festivals, der in Erinnerung an die bekannte Literatin George Sand ins Leben gerufen wurde, und dessen Sieger sich dann "Mâitre Sonneur" (Spielmeister) nennen darf. Und eben diesen Titel konnte Matthias Loibner beim Solospiel erringen. Im Duo - gemeinsam Mit Kurt Bauer, Violine - errang er den zweiten Platz. Die Gruppen, mit denen Matthias Loibner zu hören ist, bewegen sich durchwegs in Volksmusiknähe - nicht nur steirische, swingen aber ebenfalls in den Jazz aus, oder nehmen Anleihen bei der Musik der Altvorderen (bis zurück ins Mittelalter): „Deishovida", „Wullaza" sowie die auch der griechischen Musik verpflichtete Gruppe „Lakis und Achwach". Mit letzterer Gruppe trat Loibner auch bereits im Metropol, dem größten Jazzpodium Wiens, auf. Über die Gruppe Deishovida schrieb die Presse unter anderem: „In dieser musikalischen Begegnung der besonderen Art eröffnen sich durch die ungewohnte Besetzung neue Klangmöglichkeiten von ungeahntem Tiefgang. Den Zuhörer erwartet eine entfesselte Band, die virtuos musiziert und der volkstümlichen (volksdümmlichen?) Musik mit Spielwitz und halsbrecherischem Tempo gekonnt ein Bein stellt." Franz Nono Schreiner